Zuhause. In Österreich, in meiner Stadt, in meinem Dorf, in unserem Haus, in meiner Familie. Mit meinen zwei Hunden, meiner Katze und in meinem eigenen Zimmer.
So würde meine Antwort lauten, hätte mich jemand vor drei Monaten gefragt, wo ich denn zuhause bin. Aber jetzt, jetzt weiß ich nicht mehr, was ich antworten würde.
Seit ich hier in Schweden bin weiß ich es. Zuhause sein ist ein Gefühl. Hier, hier fühl ich mich zuhause. Mit all meinen Freunden, mit all den Menschen, die ich gern hab, mit denen ich meine Erlebnisse teilen kann. Ich fühl mich aber auch in Österreich zuhause. Da bin ich aufgewachsen, in einer liebevollen Familie, mit sich-um-mich-sorgendenen Eltern. Mit Freunden, die mich seit Jahren kennen und mit Freunden, die mich erst seit ein paar Monaten kennen. Das Alles ist mein Zuhause.
Es ist wie ein Puzzle, welches nicht vervollständigt werden kann, weil man einen der kleinen Puzzlestücke nicht mehr wiederfindet. Wenn man es allerdings als ein Ganzes betrachtet merkt man nicht, dass etwas fehlt.
Genauso geht es mir gerade. Von nun an werde ich – egal, wo ich gerade bin – immer einen Teil vermissen. Wenn ich vor meinen schwedischen Freunden von “daheim” rede, hört es sich falsch an. Weshalb rede ich von “nach Hause fahren” wenn ich doch eben gerade in diesem Moment zuhause bin? Es ergibt einfach keinen Sinn, weil nur ein kleiner Teil davon wahr ist. Ich kann nicht mehr von Zuhause sprechen, weder in Österreich, noch in Schweden. Ich würde jedesmal lügen.
Ja, in meinem Puzzle fehlt nicht nur ein Teil, es sind mindestens drei. Aber es ist ein riesiges Puzzle, so groß, dass wenn man es aus der Ferne ansieht, nicht auffällt, dass diese Teile fehlen. Ich betrachte mein Jahr hier als ein vervollständigtes Bild, versuche, die Lücken nicht sichtbar werden zu lassen, indem ich soviel wie möglich tue, um Stück für Stück ganz viele andere, neue Teile hinzuzufügen. So werden die Lücken immer kleiner, immer unsichtbarer.
Vor drei Monaten habe ich das Puzzle angefangen. Aber erst jetzt wird mir bewusst, wie schwer es ist, ein mit so viel Geduld aufgebautes Puzzle nach einer Zeit wieder zu zerlegen um Platz für ein Neues zu schaffen. Aber das ist das Schöne an Puzzlen. Man wird immer das ganze Bild in Erinnerung haben.
EN: I know it since I’m here in Sweden. Beeing at home is a feeling. I feel that I’m here at home. With all my friends, all the people, which I love, with which I can share my experiences. But I feel also at home in Austria. There, where I grew up, in a lovely family, with parents which take care about me. With friends which know me since years and with friends which know me just since a few months. That’s all my home. It’s like a puzzle, which you can’t complete, because you’ve lost one of these small pieces in the puzzle. But you don’t recognize that something lacks if you look at it as a whole.
That’s exactly how I feel. I’ll always miss one piece from now on – wherever I am. If I talk in front of my swedish friends about “home” – it sounds wrong. Why do I talk about “going home” when I’m actually precisely at home in this moment? It makes no sense, because just a small part of it is true. I can’t talk anymore about my home, neither in Austria nor in Sweden. I would lie every single time.
I don’t miss just one piece in my puzzle, there are at least three. But it’s a huge puzzle, so huge, that if you look at it from far away, you won’t recognize that these pieces are missing. I consider my year here as a complete picture, I try that the gaps aren’t visible. How? By doing as much as I can do to add many new pieces. So many that the gaps get smaller and more invisible.
I started the puzzle three months ago. But first now I’m aware of how difficult it will be to disassemble such a huge, complete puzzle to make space for a new one. But that’s the great thing with puzzles. You’ll always have the whole picture in memories.
Atemraubender Post !
Liebste Grüße:)
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bedeutungsvolle-momente.blogspot.de/
ein sehr schöner post! und ich lese irgendwie immer auch beides,also sowohl deutsch als auch englisch 😀
und ein tolles bild 🙂
Oh, das hört sich wirklich nach einer etwas schwierigen Gefühlslage an… ich kann das gar nicht so ganz nachvollziehen, weil es mir noch nie so erging. Höchstens ein kleines bisschen ähnlich, weil jemand für mich sehr wichtiges weit weg wohnt und ich zwar oft hier meine Familie und engsten Freund beisammen habe, aber dann doch jemand fehlt…
Das geht vielleicht ein wenig in die Richtung…
Vielen lieben Dank für deine lieben Worte!
Polaroids sind ganz schön zickig. Umso glücklicher bin ich, dass grad die letzten einfach noch mal so schön geworden sind. Ein guter Abschluss, bevor die Temperaturen jetzt wirklich nicht mehr so ganz dafür geeignet sind.
Ich kann das gut verstehen. Ich habe mittlerweile auch eine ganz schöne Sammlung an alten Kameras. 😉 Ein schönes Hobby. ^^
So was würde mich auch etwas überfordern. Tarife im Ausland sind ja so eine Sache… gerade, wenn man halt wegen dem Geld auch ein bisschen schauen muss und dann länger im Ausland ist. Da muss man sich dann einfach was überlegen…
Ich kann dich so gut verstehen!! Ich bin zur Zeit als Austauschschülerin in den USA und habe vor allem in den letzten Wochen so viel darüber nachgedacht, was zu Hause denn eigentlich bedeutet. Ich glaube dass Zu Hause sein hauptsächlich ein Gefühl ist, dass man hat wenn man von Menschen umgeben ist, die einem wichtig sind und bei denen man sich wohlfühlt.
Das ist hier in den USA an den meisten Tagen der Fall, allerdings fehlt mir mein zu Hause in Deutschland manchmal wirklich viel, und ich freue mich jetzt schon darauf, meine Familie weiterzusehen, wobei ich dennoch versuche, jeden Tag mit meiner Gastfamilie hier zu genießen 🙂
Ich wünsch dir noch eine tolle Zeit in Schweden, liebe Grüße aus Texas!