Gedanken des vergangenen Sonntags

Ich denke sehr oft darüber nach, was schon alles war. Und was noch alles kommen mag. Diese Gedanken treffen mich meist an einem Tag wie diesem. Heute, am 21. August 2017, einem regnerischen Sonntag, nebelverhangen. Diese Sonntagnacht lässt mich die herannahende Herbstkälte etwas spüren, und mit einer etwas fragwürdigen Outfitkombination (kurzes Shirt, Culotte und warmen Kuschelsocken) sitze ich vor meinem Laptop und tippe diese Zeilen. Die eben erwähnte Herbstkälte schlägt genau dort zu, wo meine Haut zwischen Culotte und Kuschelsocken frei liegt. Ich habe eine Hassliebe zu Tagen wie diesen. Einerseits frage ich mich, ob ich das Schreiben nicht lieber lassen sollte – es führt ohnehin zu nichts, außer diese komische Stimmung weiter zu fördern. Andererseits denke ich, dass es viel zu lange her ist, seit ich den Gedanken freien (Schreib-)Lauf gelassen habe. Also schreibe ich in einer wirren Abfolge auf, was mich bewegt.
Wie gesagt, ich denke sehr oft darüber nach, was schon alles vergangen ist und was noch bevorsteht. Dabei denke ich an die Schulzeit, an die prägendste Zeit in Schweden, an Freundschaften, an viele Gespräche, die mich nachhaltig beeinflusst haben. Und beim Gedanken an alles, was noch bevorsteht, mischt sich in die Ungewissheit pure Vorfreude. Trotz alldem, dass ich mir dieses eine Jahr nun genommen habe, um zu sehen, was mir wirklich wichtig erscheint, fühle ich mich ein wenig verloren inmitten all der Möglichkeiten, die mir so ein “freies” Jahr eröffnen. Ich bin überwältigt von dem plötzlichen Freiraum, den ich nie glaubte, während der Schulzeit zu haben. Und manchmal überkommt mich der Gedanke, dass die Schulzeit vielleicht doch mehr Freiraum bot, als man sich selbst eingesteht. All sinnieren über die Möglichkeiten, die Wünsche, die Träume, die man sich für “danach” aufgehoben hat, können dann auch ganz plötzlich überschwappen und all den Freiraum, den man sich bis dahin gewünscht hat, sieht man schlussendlich als Hürde, um Prioritäten zu setzen.
Ich bin unendlich gespannt darauf, was noch alles kommen mag. Ebenso, wie mich mein eigener Werdegang und das Zurückblicken darauf in zehn oder zwanzig Jahren interessiert, freue ich mich auch, zu verfolgen, welche Wege Freunde und Kollegen einschlagen werden. Schließlich trifft jeder Entscheidungen für sich selbst, und selbst wenn wir bis vor ein paar Jahren noch geglaubt hatten, irgendwann einmal zu wissen, wohin wir gehen würden, sehen wir uns alle früher oder später mit Wendungen konfrontiert, die womöglich zu gänzlich anderen Geschichten führen, als wir sie uns jemals hätten ausmalen können.
Es ist diese eigenartige Mischung aus purer Vorfreude auf alles, was auf mich und meine Freunde wartet, eine Vorfreude, die sich aus dem Kribbeln der Ungewissheit und dem Vertrauen, dass alles seinen Lauf nimmt, zusammensetzt. Wer weiß, auf was wir in ein paar Jahren zurückblicken werden.

5 Comments

  1. Sel August 28, 2017

    Schulzeit und Freiraum haben für mich nicht viel miteinander zutun. Nie war ich freier als mit eigenem Geld auf dem Konto und mit dem Gefühl, von Arbeitgebern ernstgenommen zu werden als Frau und nicht als Mädchen.

    Alles Liebe bohemianloverbabe.blogspot.de

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  2. Laura August 28, 2017

    Ein Kribbel der Ungewissheit, was für wunderbare Worte.
    Und zwei sehr hübsche Bilder von dir, ist das Deine Natur Haarfarbe?

    Ich grüße Dich diesmal aus Thailand, ab morgen geht es 10 Tage in ein Buddhistisches Kloster. Mein letzter Blog Eintrag ist über Malaysia, ich freue mich auf deine Worte, eine liebe Umarmung Laura.

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  3. Sarah-M. August 30, 2017

    Super schön geschrieben! Ich gluab diese vielen Möglichkeiten, die man hat, lassen einen manchmal schwer Entscheidungen treffen. Es kann ja immer noch was besseres kommen!
    Liebe Grüße
    Sarah

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  4. Christine August 31, 2017

    Dieses Gefühl hat mich lange Zeit eher ein klein wenig geängstigt. In letzter Zeit bin ich dahingehend etwas lockerer geworden und verspüre wieder mehr Vorfreude auf all das was kommen mag. 🙂

    Vielen Dank für deine lieben Worte zu den Fotos! San Francisco ist einfach eine unheimlich schöne Stadt mit unheimlich tollen Licht. Da können gar keine schlechten Fotos entstehen. 😉
    Wäre ich nicht selbst noch mal unterwegs, wäre ich fast ein wenig neidisch auf deine Freundinnen. Einen Monat in dieser Stadt stelle ich mir wirklich toll vor; da bekommt man auch noch mal ein ganz anderes Gefühl für sie…

    Ich kann dich echt total verstehen! Ich fahre zum Glück sicher Auto, aber total ungern und hab's auch echt so lange wie möglich rausgezögert…

    blog.christinepolz.com

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  5. Alina September 2, 2017

    Die Schulzeit hat mich zwar sehr eingeschränkt- im Nachhinhein hätte ich die Zeit da aber schon nutzen können um erste Träume zu verwirklichen. Dann stand ich plötzlich relativ ratlos da und wusste nicht viel mit der neuen Freiheit anzufangen. Ich bin immer noch, trotz Studium, auf der Suche nach meinem Weg, aber habe schon viel klarere Visionen. Die Entwicklung wird eh niemals aufhören, aber grade die Zeit nach der Schule/Studium ist besonders extrem für persönliche Entscheidungen.

    Liebste Grüße,
    Alina von Selfboost

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