“Ich glaube, eines der Hauptprobleme bei der Integration ist, dass die,
die zuwandern, wenn sie in der Schule nicht gezwungen werden Deutsch zu
sprechen, zu Hause im häuslichen Umfeld natürlich in ihrer
Muttersprache miteinander reden, und das ist das Hauptproblem bei der
Bildungsreform insgesamt. Ich würde in der Schule Deutsch verpflichtend
als Verkehrssprache einführen, auch in der Pause. Sie sollen Deutsch
lernen, damit sie sich besser integrieren. Wir wollen keine
multikulturellen Schulen, die Staatssprache ist Deutsch, sie sollen
Deutsch lernen, sie haben dann für ihr Leben bessere Chancen, und was
wir vielleicht verhindern können, sind Zustände wie in Birmingham oder
Paris.”
Quelle: http://steiermark.orf.at/news/stories/2622407/
Das sind die Worte des Chefs der FPÖ Steiermark (Gerhard Kurzmann).
Ich habe das Interview gelesen (bzw. gehört) und in mir hat sich sogleich eine riesige Wut aufgetan. Diese Worte ernten von mir volles Unverständnis.
Meine Meinung: Das ist rassistisch, gemein und ganz einfach unangebracht.
Natürlich; Integration ist ein schwieriges Thema, eine Thematik, die durchaus diskussionswürdig ist. Viele fühlen sich bemüßigt, ihre Meinung kundzutun, was durchaus verständlich ist. Nicht jedoch bei solchen Politikern, die keine Ahnung vom heutigen Leben haben, sondern noch immer in alten Strickmustern denken.
Ja, es stimmt: Kinder aus anderen Ländern sprechen oft daheim in ihrer Landessprache. Dass das hinderlich beim Deutsch lernen ist, kann schon sein. Aber warum nicht die positiven Seiten sehen? Heutzutage wird in der Wirtschaft, im Arbeitsleben verlangt, mehrere Sprachen sprechen zu können. Dass es also von Vorteil sein kann, in der Schule Deutsch zu reden und daheim in der Landessprache sollte verständlich sein.
Für Kinder, die so wenige Deutschkenntnisse haben, dass sie dem Unterricht nicht ausreichend folgen können, obwohl sie vielleicht das Wissen und die Kenntnisse besitzen, sollten einfach zusätzliche Lehrkräfte und kostenloses Material außerhalb des Unterrichts zur Verfügung stehen.
Jedoch Deutsch als verpflichtende Sprache in der Pause einzuführen halte ich für komplett unverständlich! Deutsch soll die allgemeine Unterrichtssprache bleiben, aber dann muss den Kindern, die noch nicht so weit sind, einfach zusätzliche Unterstützung geboten werden! Wo bleibt denn hier die Bildungsreform?
Genauso würde ich es eher für sinnvoll halten, mehr Diskussionsrunden in der Schule zu organisieren. Vielleicht verlieren Kinder aus anderen Ländern dadurch die Angst, ihre Meinung laut auszusprechen. Ich glaube, viele hätten etwas zu sagen. Aber wer bitte hört ihnen zu/gibt ihnen eine Bühne? Vielleicht ist es auch einfach eine gewisse Zurückhaltung. Grundsätzlich sollen Kinder aus allen Kulturen mehr miteinander kommunizieren, statt gegeneinander. Man soll sich zuhören und reden, einfach viel mehr reden. Es ist doch verständlich das Kind Y aus Y-Land anfangs nur mit Kindern aus Y-Land kommunizieren wird, weil es sich in dieser Gruppe verstanden fühlt. In dieser Gruppe trauen sie sich ihre Meinungen zu sagen und sind offener. Wenn sich Kind Q aus Q-Land nur mit anderen Kindern aus Q-Land unterhält und kein Interesse an den Meinungen und Interessen von Kindern aus Y-Land zeigt, ist die Folge, dass ein gemeinsames Gespräch, ein Austausch nie erfolgen wird. Dann ist es doch die Aufgabe der Verantwortlichen der Bildungsreform hier nicht bei den Kindern aus Y-Land anzusetzen, sondern bei Personen, die zusammenführen können. Eine Person, die die Diskussion anregt und die gemeinsam mit den Kindern aus Y-Land und Q-Land spricht, sodass diese die Scheu voreinander verlieren. Die Jugend ist sowieso offener geworden, ich denke nur, dass oft ein Anstoß oder ein Anhaltspunkt fehlt, um aufeinander zuzugehen.
Die Aussage “wir wollen keine multikulturellen Schulen” ist von Kurzmann kontraproduktiv. Doch, wir brauchen und wollen ganz dringend multikulturelle Schulen! Die Jugend hat und zeigt Interesse an fremden Kulturen, wir wollen viel entdecken und für uns Neues kennenlernen. Wir wollen auch gern in der Pause voneinander lernen, vielleicht sogar von den Kindern aus Y-Land ein paar Worte von der Y-Sprache lernen! Wir wollen den Austausch. Ich denke und glaube, dass die Jugend heute viel offener anderen Kulturen gegenübersteht und wir mehr voneiander lernen können als je zuvor.
Kinder aus Y-Land dürfen und sollen sich gern in ihrer Y-Sprache unterhalten – auch in den Pausen! Und wenn Kinder aus Q-Land noch ein paar Worte von den Y-Kindern lernen und sie dann in den Pausen gemeinsam über Lehrer herziehen können – warum denn nicht?
Es muss von beiden Seiten viel Interesse und Offenheit kommen und ein Zugang, ein Schlüssel geschaffen werden, durch den beide ein gemeinsames Thema und Interesse finden.
Dieser Schlüssel können entsprechende Projekte sein oder Team-Arbeiten, bei denen Kind Y und Kind Q gemeinsam die Zusammenhänge ihrer beider Länder und nicht die Gegensätze herausarbeiten sollen. Der Zugang können wöchentliche Diskussionsrunden sein, mit einer Lehrperson, die vielleicht wiederum aus einem ganz anderen Land stammt.
So etwas funktioniert und kann gut funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen und zur Gänze dahinterstehen! Das fängt bei uns Schülern an und endet bei den Politikern, die in diesen Zusammenhang viel deutlicher die Vorteile eines multikulturellen Schullebens hervorheben sollten.
Mit meiner Freundin M., deren Familie aus Kroatien kommt, quatsche ich zum Beispiel gern über Nagellacke. Ein so simples Thema, welches aber irgendwie das ‘Eis’ gebrochen hat. So ist es aber auch mit meiner Freundin K., deren Familie aus der Steiermark kommt. Mit ihr rede ich dann halt gern über Mode, welches auch ein gemeinsames Interesse von uns beiden ist.
Ganz ehrlich: Es macht keinen Unterschied ob meine Freundin aus Kroatien oder aus der Steiermark kommt. Wir haben einfach ein gemeinsames Interesse, ein Thema gefunden und schon sind etwaige Barrieren gebrochen.
Das ist wie immer meine Meinung, mein Statement dazu und da gibt es kein Richtig oder Falsch.
Deshalb würde mich auch eure Ansicht dazu interessieren!
Das war einmal ein Post anderer Art, aber das musste jetzt sein. Nicht viele Worte hauen mich um, aber solche Aussagen schreien förmlich nach einer Gegenaussage.
Ich habe eine Zeit lang überlegt, ob ich diesen Post veröffentlichen soll. Schlussendlich hoffe ich aber, dass auch ein politisches Statement in der Blogosphäre Platz findet.
Alles Liebe,
Liz.
PS.: Ja, Silvester naht und ich wünsche euch einen guten Rutsch! Der Plan, eine kleine Winterpause wegen des Blogdesigns einzulegen, ist auf Eis gelegt, vielleicht mache ich im Jänner eine kleine Pause diesbezüglich. Euch wünsche ich auf alle Fälle eine wundervolle Silvesternacht!